Im Jahr 1948 wurde Jennewitz MAS Stützpunkt in der Region. Dazu wurde begonnen, den Bereich zwischen der Straße Kröpelin – Kühlungsborn und Gutshof als Technikstützpunkt mit Werkstatt zu bebauen. Auch die große Scheune auf dem Gutshof wurde dazu umgenutzt und zu einer Werkstatt mit Sozialtrakt umgebaut. Das ehemalige Gutshaus wurde der MAS zugeordnet und entsprechend umgebaut.
Die MAS wurden in der SBZ gegründet. Grundlage war ein Befehl der SMAD. Der Sinn lag in der Verwaltung und Nutzung der Technik, die durch die Enteignungen der Großgrundbesitzer in Volkseigentum übergingen. Diese Technik zentral einzusetzen war im Grunde ein venünftiger Gedanke. Die vielen Neubauern, aber auch etablierte Büdner konnten diese Technik zumeist weder bedienen, noch effizient einsetzen. Sie kamen aber über die MAS auf ihren kleinen Wirtschaften in den Genuss von Arbeitserleichterungen, die auch die damalige Technik den Bauern bereits bot.
Bei allen unvermeidlichen Streitigkeiten um den Einsatz der Technik, stehe ich mit meiner Überzeugung, dass die MAS einen deutlichen Fortschritt in der Landwirtschaft markierten, sicher nicht alleine da. Unvermeidlich waren Streitereien über Zeit und Ort des Einsatzes, weil der agrotechnisch günstigste Zeitpunkt bei allen Bauern der Region fast immer der gleiche, die Kapazität aber begrenzt war. Einfach ausgedrückt bedeuteutet das, wenn bei allen Bauern im Bereich der MAS Jennewitz nach Berücksichtigung aller Einflussfaktoren der optimale Zeitpunkt zur Rübenaussaat um den 5. April lag, wollte – verständlicherweise – jeder die Bestelltechnik zu diesem Zeitpunkt auf seinem Acker sehen. Das war – gleichfalls verständlich – selbst auf dem späteren Höhepunt der Technisierung in der Landwirtschaft nicht möglich. Da mussten sowohl die Bauern, als auch die Verantwortlichen in den MAS erst lernen, was Kompromisse sind. Fakt bleibt aber, die MAS waren Vorreiter einer Entwicklung, die es überhaupt erst ermöglichte, die immer stärkere, größere und hoch spezialisierte Landtechnik auch auf kleinen Flächen und Betrieben ökonomisch sinnvoll einsetzen zu können.
Für die Jennewitzer Neubauern und Büdner dürfte die räumliche Nähe zur MAS sicher kein Nachteil gewesen sein. In jedem Fall war sie ein bedeutender Arbeitgeber für anspruchsvolle Tätigkeiten rund um die Landtechnik. Schon damals kristallisierte sich heraus, dass Spezialisten, die eine immer komplizierter werdende Landtechnik fachgerecht bedienen und warten können, gewissermaßen die Elite der Landwirtschaft waren. Der Stolz der Traktoristen und Schlosser wird bei der Präsentation der Technik im untenstehende Bild deutlich.
Die MAS Jennewitz war auch Ausbildungsbetrieb für Traktoristen und Landmaschinenschlosser. Lehrlinge, wie die Auszubildenden damals politisch völlig korrekt hießen, von auswärts, wurden im ehemalgen Gutshaus einquartiert, in dem neben den Büros auch die Betriebsküche der MAS untergebracht war. Der Saal des Gutshauses war multifunktionell. Schulungsraum, Kantine, Kino, Versammlungsraum und nicht zuletzt Festsaal sind einige seiner Funktionen unter MAS-Regie.
1953 wurde die MAS Jennewitz in die MTS Jennewitz umgewandelt. Das Konzept der MAS hatte sich überlebt. Näheres zu diesem Betrieb steht in dem Artikel: Die MTS Jennewitz.
Im Juli 1953 stellte die MTS Jennewitz einen Bauantrag für eine Mähdrescher-Unterstellhalle. Zu den Bauunterlagen gehörte der untenstehende, detaillierte Lageplan der Jennewitzer MAS/MTS von 1952.
Siehe auch:
Artikel aktualisiert am 01.09.2023