Wie ich im Artikel "Die Bodenreform 1946" dargelegt habe, stellte die Bereitstellung von Wohn- und Wirtschaftsraum auch für die Jennewitzer Neubauern ein großes Problem dar.
Wie dieses in Jennewitz gelöst wurde beschreibe ich nachfolgend.
Wie die politischen Rahmenbedingungen in der SBZ waren ist allgemein bekannt. Diese hier zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Dazu verweise ich auf allgemeine Quellen.
Die Aufbauleistungen nach dem Zweiten Weltkrieg ringen nicht nur mir höchsten Respekt ab. Fachleute sind erstaunt, in welch kurzer Zeit die Kriegsschäden beseitigt wurden. Trotz immenser Aufgaben in zerbombten Städten fand auch auf dem Lande ein wahrer Bauboom zur Anpassung an die neuen Wirtschaftsstrukturen statt.
Das erste nennenswerte Bauprojekt nach dem Krieg war der Anbau einer Stallscheune an die Häuslerei des Bürgermeisters Beckmann.
Der untenstehende Bauplan für das Projekt ist nicht nur ein gutes Beispiel für die Umnutzung einer Häuslerei zu einer Neubauernstelle, auch funkionierte die Bauverwaltung offensichtlich bereits 1946 wieder.
1948 wurde für die Stallscheune ein Satteldach mit Ziergiebel genehmigt.
In Jennewitz wurden, durch die dezentralisierte Viehhaltung der Neubauern, die großen Ställe des Gutes nicht mehr benötigt. Was lag da näher, als diese an Neubauern zu vergeben und baulich anzupassen. Genau dies wurde 1947 erstmalig mit dem ehemaligen Jungviehstall des Gutes realisiert. In dem Jahr bekamen Rudolf Timpe und H. Timmler eine Baugenehmigung zum Umbau jeweils einer Hälfte des Stalls. Gleichfalls 1947 bekam Ludwig Stade die Genehmigung, die Stallscheune von Ludwig Hack zu einer Neubauernstelle auszubauen. Wo diese in der Örtlichkeit lag, werde ich bestimmt noch herausbekommen, die Bauakten geben keine eindeutige Lage her.
Dass Neubauern auch über die Landwirtschaft hinaus neue Geschäftsideen entwickelten, zeigte der Bauantrag von Matheus Balbach. Er beantragte 1949 die Genehmigung zum Bau eines Sägewerkschuppens auf seine Neubauernstelle.
Mit der Genehmigung zum sogenannten Durchbau des ehemaligen Pferdestalls erhielten Gottlieb Galinat und Fritz Augstein eine Basis für ihre Neubauernstelle, wie auch Josef Timmler und Christian Grossmann im vorherigen Schweinestall des Gutes.
1949 begann in Jennewitz die Neuerrichtung von Neubauernstellen. Die standardisierten Projekte bekamen das Typenkürzel D – was immer das auch heißen mag. Die erste Baugenehmigung erhielt Ernst Naumann. In kurzen Abständen folgten Erich Nimse, Mathäus Balbach, und Rudolf Wegner. Die Bauakte von Kurt Geffke wurde nach der Baugenehmigung nicht weitergeführt, was auf eine Nichtrealisierung des Vorhabens hindeutet.
1950 wurde der vorgeschriebene Bautyp geändert und "50 L" genannt. Genehmigungen zum Errichten von Häusern diesen Typs erhielten: Lilly Wegner, Josef Moniak, Otto Kantschat, Gustav Timmler, Hedwig Maleck und Wilhelm Trede.
Gebaut wurden aber nicht nur Neubauernstellen, sondern auch die 1948 gegründete MAS errichtete Zweckbauten auf ihrem neu erschlossenen Stützpunkt am Diebsbruch. Auch das Gutshaus wurde in diesem Zeitraum gravierend umgebaut.
Dieser – heute sagt man Bauboom – war für den Ort bislang einmalig und prägt noch immer das Dorfbild.
Siehe auch:
Artikel aktualisiert am 06.01.2020