Die Jennewitzer Büdnereien

Erstmalig erschienen 1843 Büdnereien (2) in der Domanial-Statistik für Jennewitz. In den Akten zeugt ein Schriftwechsel aus dem Jahr 1853 von Jennewitzer Grabenkämpfen. In diesen monierte der Jennewitzer Müller die neuen Vorflutgräben zur Entwässerung der Büdnereien am Steffenshäger Weg. Bei starken Regenfällen überschwemmte das gesammelte Wasser seine Ländereien.

Die Wirtschaftsflächen der Büdnereien zu Johanni 1863 sind in der nachfolgenden, zeitgenössischen Tabelle aufgelistet:

Der Umrechnungsfaktor von Quadratrute zu Hektar beträgt 0,002116. Danach waren die Büdnereien etwa 3,3 ha groß und hatten einen Garten von reichlich 2000 m².

Aus den Volkszählungsdaten geht hervor, dass 1867 auf der Büdnerei Nr. 1 Joachim Penzien mit Frau, zwei Töchtern und Enkel wohnten. Büdnerin Luise Garbe (verwitwet) mit Sohn und Altenteiler lebten auf der Büdnerei Nr. 2 und Tagelöhner Joachim Harms mit Frau, zwei Söhnen und Tochter im Katen auf der Büdnerei Nr. 2.
Im Dezember 1900 lebten auf der Büdnerei Nr. 1 eine Familie Schuldt und auf der Büdnerei Nr. 2 eine Familie Penzien. Zwischen 1867 und 1900 ist die Büdnerei Nr. 3 entstanden, auf der 1900 eine Familie Johann mit elf Personen lebte. Den Katen der Büdnerei Nr. 2 gab es 1900 nicht mehr.

Büdnerei Nr. 3

2016 erinnerte sich Herr Ralf Janecek an seine Jugendzeit in Jennewitz. Er zog 1973 mit seiner Familie in die ehemalige Büdnerei 3. Als sie das Haus 1973 übernahmen waren Haus und Grundstück ziemlich heruntergekommen. Er erinnert sich an viele Details:

Auf dem Grundstück, das etwa 3000 Quadratmeter maß, befanden sich ein Stall, eine Scheune, ein Brunnen mit Pumpe im Vorgarten. Es sah aus wie nach einem Fliegerangriff. Auf dem Grundstück befanden sich noch Reste eines Fundamentes von rund 4 x 5 Meter, auf dem wohl mal ein Schuppen stand. Links vom Haus stand das Plumpsklo und ein kleinen Kükenstall (siehe Foto 2). Die Scheune hatte einen angebauten Stall, der an das Haus anschloss, aber keinen Durchgang dorthin hatte. Die Scheune hatte ein Tor zur Straßenseite und eines in Richtung Wald.

Das Haus hatte Fensterläden und eine doppelflüglige Haustür aber keine Regenrinnen. Der Keller befand sich an einer Ecke des Hauses und war nur von der Speisekammer aus begehbar. Alle Fenster wurden mit einen Ringhaken verschlossen. Diese habe ich oft von außen öffnen können. Ich habe mit der Faust auf den Fensterrahmen gehauen und innen sprangen die Ringe von den Haken. Alle Fenster waren einscheibig. Ich denke, dass all das noch original war. Das Haus stand auf großen Feldsteinen als Fundament. Der vordere Flur hatte einen Fußboden aus Ziegelsteinen, darunter war Sand und Erde. Ich habe dort 1975/76 ein armtiefes Loch gegraben und ein Marmeladenglas mit einer Ostseezeitung und einem handschriftlichen Zettel vergraben. Das müsste sich noch heute unter dem Beton befinden.
Das Haus hatte auch eine Räucherkammer im oberen Dachgeschoss, der Rauchabzug war unter dem Schornstein sichtbar. Alle Balken der Kammer waren schwarz und rochen nach Rauch. Da das Haus nie abgebrannt war hat mich dies immer sehr gewundert. Wir hatten nie fließend Wasser, dieses musste vom Brunnen auf dem Hof geholt werden. Auch gab es kein Badezimmer im Haus. Die Badewanne stand in der Küche!

Gerne erinnere ich mich an Herrn und Frau Haack aus Jennewitz. Sie ist dort sogar geboren, glaube ich. Sie hat mir oft Geschichten erzählt vom Wasserholen im Wald an der Cubanze, wenn der Brunnen, oder Sog wie sie es nannte, trocken war. Ihr Vater fuhr zur See und brachte so manche seltsame Sache mit. Fritz Haack ist gebürtig in Berlin-Köpenick. Sein Vater war Lokführer auf der damals noch stromlosen Stadtbahn in Berlin. Er war Wanderprediger in Mecklenburg und heiratete Frau Haack mit acht Kindern. (So erinnere ich mich daran, weiß aber nicht ob das wahr ist.)

Ralf Janecek, 2016

Siehe auch:


Artikel aktualisiert am 09.10.2024