Im Jahr 1851 wurde das Großherzogliche Statistische Büro zu Schwerin gegründet. Die dort angestellten Beamten erhoben akribisch Unmengen Daten, sie zählten buchstäblich jedes Hühnerbein im Domanium. Natürlich gab es davor bereits statistische Erhebungen. So wurden für 1843 in Jennewitz neben der Domäne eine Erbmühle und zwei Büdnereien gezählt. Im ganzen Ort lebten 62 Seelen. Diese Erhebungen waren aber eher sporadischer Natur und nie so akribisch. Das Personenstandswesen blieb nach wie vor in der Hand der Kirchenämter.
Die Forstflächen wurden bis auf wenige Ausnahmen von einem zentralen Forstamt in Schwerin verwaltet und erschienen nicht in den Ortsstatistiken der Domanialämter. Das Forstamt in Hundehagen bekam seine Instruktionen direkt aus Schwerin. Da der Ort oder später die Gemeinde Jennewitz nie Wald bewirtschaftet oder in Besitz hatte, werde ich die Forstwirtschaft vorerst außen vor lassen. Die Option, diese Chronik auf Hundehagen zu erweitern bleibt mir immer noch.
Die Quellen für die Daten in diesem Beitrag sind die vom Großherzoglichen statistischen Bureau 1865 und 1867 herausgegebenen Bücher Beiträge zur Statistik Mecklenburgs. Stichtag für die Erhebungen ist jeweils Johanni 1863. Ich werde in diesem Artikel die Daten auf die für Jennewitz relevanten heraussuchen, komprimiert darstellen und nach meinem Wissensstand interpretieren.
Zum Stichtag lebten auf dem Hof Jennewitz 68 Seelen in zehn Haushaltungen.
Im Dorf Jennewitz zählten die Statistiker aus Schwerin 25 Seelen in fünf Familien. Diese lebten und arbeiteten in der Erbmühle oder auf einer der beiden Büdnereien im Dorf.
Im Ort Jennewitz standen 1863: sieben Wohngebäude, eine Mühle sowie siebzehn Wirtschaftsgebäude.
Nicht uninteressant dürfte auch die Flächenverteilung sein. Angegeben wurden für den Hof 107.951 Quadratruten, die knapp 230 ha entsprechen. Damit liegt Jennewitz bei der Größe der Domänen Mecklenburgs im unteren Mittelfeld. Als mittlere Größe für Mecklenburger Zeitpachthöfe werden rund 190.000 Quadratruten angegeben.
Die 3137 Quadratruten der Erbmühle mit dem Umrechnungsfaktor 0,002116 multipliziert, verraten uns, dass der Jennewitzer Müller, neben seinem Job als Mehlproduzent, auch Büdner mit gut 6,6 ha Land war. Wie dieses Land aufgeteilt war und welche Flächen die beiden echten Büdner bewirtschafteten steht in der Tabelle unter dem Absatz.
Interessanterweise bewirtschafteten auch die Angestellten des Forsthofes Hundehagen immerhin 31 ha landwirtschaftliche Fläche, was mir zur reinen Selbstversorgung der fünfzehn Seelen, die dort 1863 lebten, doch reichlich viel erscheint. Dazu passen auch die dreizehn Kühe, die dreißig Schafe und zehn Schweine, die für den Forsthof aufgeführt waren. Da winkte durch den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte an Kröpeliner Handwerker wohl ein kleines Nebengeschäft.
Von 1853 an, lagen der Förster und der Gutspächter ständig im Streit. Ich habe die Beschwerdebriefe noch nicht gelesen, beim Überfliegen war ersichtlich, das es um Land vom Gut sowie um Hand- und Spanndienste ging.
Apropos Hühnerbein – einverstanden, Geflügel ist vielleicht etwas übertrieben, aber nachfolgende Erhebung des Viehbestandes von 1863 spricht schon für sich.
1867 gab es in Mecklenburg eine Volkszählung. Erfasst wurden dort die Haushalte und wer zum Stichtag dort lebte. Durch das Projekt FamilySearch kann ich ohne großen Aufwand sagen, dass am 3. Dezember 1867 in Jennewitz 71 Personen lebten. Diese verteilten sich auf 13 Haushalte im Gutshaus und den zugehörigen Katen, der Erbmühle und zwei Büdnereien:
- Pächter Schreiber mit Frau und Tochter sowie neun Bediensteten im Gutshaus,
- Kuhirte Johann Vicke mit Frau und drei Töchtern in einer Katenwohnung,
- Tagelöhner Rosenkranz mit Frau und vier Söhnen in einer Katenwohnung
- Tagelöhner Johann Hoffmann mit Frau, zwei Töchtern und einem Sohn in einer Katenwohnung,
- Schäfer Heinrich Boldt mit Frau und Tochter in einer Katenwohnung,
- Tagelöhner Johann Ramm mit Frau, Sohn und einer Hofgängerin in einer Katenwohnung,
- Tagelöhner Christian Bull mit Frau und einer Hofgängerin in einer Katenwohnung,
- Statthalter Friedrich Ahlers mit Frau, Sohn und Hofgänger in einer Katenwohnung,
- Tagelöhner Johann Langschwager mit Frau, Tochter und Hofgängerin in einer Katenwohnung,
- Müller Friedrich Kords mit Frau, Sohn und drei Töchter sowie zwei Gesellen und drei Bedienstete in der Mühle,
- Büdner Joachim Penzien Mit Frau, zwei Töchtern und Enkel in der Büdnerei Nr. 1,
- Büdnerin Luise Garbe (verwitwet) mit Sohn und Altenteiler in der Büdnerei Nr. 2 und
- Tagelöhner Joachim Harms mit Frau, zwei Söhnen und Tochter in einer Wohnung auf der Büdnerei Nr. 2.
In Hundehagen, das damals nicht zu Jennewitz gehörte, lebten fünfzehn Personen. Zehn davon im Forsthaus von Oberförster Wilhelm Böckler (geb. 1797), der zu diesem Zeitpunkt verwitwet war. Ihm zur Hand gingen eine Wirtschafterin, ein Reviergänger, ein Wirtschafterlehrling, ein Kutscher (73!), ein Dienstjunge, ein Kuhhirte, ein Dienstmädchen, eine Köchin und ein Stubenmädchen. Im Forstkaten wohnte eine fünfköpfige Familie Hagemeister.
Auszüge der Volkszählungsunterlagen von 1867
Artikel aktualisiert am 11.10.2024