Meine Erfahrung mit dem Amt für Denkmalschutz

Meine erste Erfahrung in Sachen Geschichtsforschung über das Jennewitzer Gutshaus machte ich um die Jahrtausendwende mit dem Amt für Denkmalschutz. Mit Abbrucharbeiten von Anbauten aus DDR-Zeit beschäftigt, bemerkte ich einen Herrn, der mich und das Gebäude fotografierte. Von mir angesprochen stellte er sich mir als Vertreter des Amtes für Denkmalschutz vor. Im lockeren Gespräch erläuterte ich meinen Plan, das Gebäude komplett zu entkernen, mit einem neuen Dach zu versehen, Fenster und Türen auszuwechseln und den Innenraum mit sechs Mietwohnungen auszubauen. Den Stil des Gebäudes als rustikales Backsteingebäude beabsichtigte ich, ob Denkmal oder nicht, in jedem Fall zu erhalten. Nachträgliche Anbauten, die diesem Stil zuwider liefen wurden abgerissen. Im Gespräch erfuhr ich, dass sich dem Beamten nicht erschloss, warum das Gebäude überhaupt in die Denkmalliste aufgenommen wurde. Es handele sich ja doch nur um »eine billige Kopie von schützenswerten Hausern, wie das Doberaner Gymnasium oder das Möckelhaus«. Meinen Sanierungsplan befand er als konform mit den Forderungen des Denkmalschutzes. Eine gemeinsame Besichtigung des Gebäudeinneren ergab unisono die Auffassung, dass sich im Haus keine schützenswerten Details befanden.

Ich atmete befriedigt auf, hatte ich über die Denkmalschützer doch schon böse Geschichten gehört. In diesen wurden Legionen von Bauherren durch völlig übertriebene Forderungen in den finanziellen Ruin getrieben. Zum Ende unseres Gesprächs bat ich den Beamten noch um geschichtliche Informationen zu dem Gebäude. Dazu wollte er sich schlaumachen und mich informieren.

Eine später Nachfrage durch mich ergab: »Mir ist nichts zur Entstehung des Gebäudes bekannt und ich wüsste auch nicht, wo sich Unterlagen befinden könnten.« Damit abgefertigt machte ich mich, unbelastet mit geschichtsschweren Hintergrundinformationen an die Umsetzung meiner Baupläne. Eine Meinungsverschiedenheit mit dem Amt für Denkmalschutz, über bauphysikalische Eigenschaften von Bauteilen, mündete zwar in ein Ordnungsstrafverfahren, letztlich konnte sich das Amt meinen Argumenten doch nicht verschließen und stellte das Verfahren ein.

Später bekam ich über meine Mitarbeit an der Gemeindechronik für die Gemeinde Reddelich eine Vorstellung über die Quellenlage der letzten 1000 Jahre in der Region. Den von mir gesichteten Aktenstapel für das Gut Jennewitz habe ich in der Einleitung beschrieben. Dieses Wissen ließ meinen Kontakt mit dem Beamten vom Denkmalschutzamt in einem völlig neuen Licht erscheinen. Warum hat mir der Beamte seinerzeit nichts von den Quellen gesagt. Wollte er Herrschaftswissen für sich behalten? Fürchtete er nerviges Nachfragen von mir, dem Besitzer eines Denkmals, mit dem sich für einen Beamten kaum öffentliche Aufmerksamkeit oder wissenschaftliche Reputation gewinnen lässt? Nichtwissen über die Quellenlage seinerseits kann und will ich nicht glauben.

Persönlich fragen kann ich ihn nicht mehr, er ist zwischenzeitlich den letzten Weg aller historischer Ahnen gegangen. Für mich bleibt beim Thema Denkmalschutz ein leicht bitterer Beigeschmack.


Artikel aktualisiert am 25.08.2023